Der Kunst-Profi - Rumniens Ex-Torjger Ilie Dumitrescu 11FREUNDE
Eines beherrscht Ilie Dumitrescu seit eh und je: die Kunst des stilsicheren Auftritts. Bereits als Kind habe er bevorzugt weiße Hemden und Sakkos getragen, berichten alte Weggefährten. Heute trägt der 49-Jährige feinsten italienischen Zwirn zu ungarischen Maßschuhen, wenn er in seiner Bukarester Galerie „Hanul cu Tei“ (Das Lindenhaus) Hof hält. Die graumelierten Haare sind akkurat frisiert und dezent gegelt. Und wenn Dumitrescu einem seiner Besucher ein Gemälde präsentiert, trägt er eine edle Designerbrille. Die lässt seinen Kennerblick noch etwas fachkundiger und vertrauenswürdiger wirken.
Dass Ilie Dumitrescu 1994 in den USA mit Rumäniens Nationalteam sensationell bis ins Viertelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft (4:5 im Elfmeterschießen gegen Schweden) stürmte, hängt er in seinem neuen Wirkungsbereich nicht an die große Glocke. Jedenfalls nicht ungefragt.
Das sei ohnehin nicht sonderlich zuträglich, erklärt er Reportern gern, denn: „Fußball ist keine Kunst, sondern eher roher Kampf. Meine Sportkarriere qualifiziert mich nicht im geringsten für das, was ich heute tue.“
„Ich will einen frischen Pinselstrich in die englische Liga bringen“
Heute bietet Dumitrescu einem meist wohlhabenden und mitunter fachkundigen Publikum verschiedenste Werke feil, vom blumigen Ölgemälde im Monet-Stil über riesige Akt-Schinken bis hin zur rumänischen Nationalkunstform – der Ikone mit christlich-orthodox geprägten Motiven. Etwa 250 Besucher finden gleichzeitig Platz in Dumitrescus Galerie unweit der Bukarester Universität. Unter ihnen sind auffallend viele Studenten, die zwischen den Vorlesungen etwas Zerstreuung suchen. „Hanul cu Tei“ gilt nicht nur als Umschlagplatz, sondern auch als beliebter Treffpunkt für Künstler, Kunstfreunde und Sammler.
Und mittendrin ist Ilie Dumitrescu. Der Ex-Profi von Steaua Bukarest, Tottenham Hotspur, FC Sevilla und West Ham United hatte schon 1994, bei seiner offiziellen Präsentation als Spurs-Neuzugang, erklärt: „Ich will einen frischen Pinselstrich in die englische Liga bringen.“ Der Torjäger (62 A‑Länderspiele, 20 Treffer) galt seit je her als begnadeter Künstler auf dem Rasen.
Auch abseits der Fußballbühne war Dumitrescu der Ästhetik stets zugetan, besuchte Museen, Galerien und Vernissagen, studierte Bildbände und Kunstkataloge und las Biografien bedeutender Maler. In Mannschaftskreisen galt er darob als Paradiesvogel. Doch dann und wann gelang es ihm mit missionarischem Eifer, einen Mitspieler für die edlen Künste zu begeistern.
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